Zwischen Euphorie und Abschiebung

Schweden - für viele ein Synonym für IKEA, ABBA und Elche. Mitte Mai auch sehr bekannt für den Sieg von Loreen im Eurovision Song Contest.

Loreen sang von Euphorie. In der Psychologie ein seelischer Zustand des Gefühls, Glück zu empfinden. Vielleicht brachte gerade dieses Gefühl Europa dazu, sie zum Sieger zu wählen.

"Fabrum esse suae quemque fortunae - Jeder ist seines Glückes Schmied!" hieß es in einem Gedicht von Appius Claudius Caesus, einem römischen Politiker und Staatsmann der römischen Republik um 300 v.Chr.

Jeder? Nein! Nicht im Falle der kleinen Haddile!

Haddile erblickte im Juni 2010 im schwedischen Lund das Licht der Welt. Bereits 20 Tage nach ihrer Geburt verschwand ihre algerische Mutter mit französischer Staatsbürgerschaft spurlos. Ihr Stiefvater sorgte sich daraufhin um die Kleine.

Im Alter von 4 Monaten wurde sie mit einer lebensgefährlichen Hirnverletzung ins Krankenhaus eingeliefert. Ihr Gehirn und ihre Augen waren blutunterlaufen; sie konnte kaum noch etwas sehen. Haddiles Stiefvater kam zeitweilig ins Gefängnis, weil der Verdacht gehegt wurde, dass er sie misshandelt habe. Da ihm jedoch nichts nachgewiesen werden konnte, kam er wieder frei.

Nachdem sie wieder aus dem Krankenhaus entlassen wurde, kam sie in Brodby (Skåne) bei einer Pflegefamilie unter. Sie haben sich rührend um sie gekümmert. Dieses Jahr entschied die Familie, die kleine Haddile adoptieren zu wollen. Dazu soll es aber nie kommen.

Das Migrationsverket - in etwa vergleichbar mit dem Integrationsbeauftragten des Sozialamtes - beschloss, die mittlerweile 2-jährige Haddile aufgrund ihrer französischen Staatsbürgerschaft in ein Kinderheim in Frankreich abzuschieben. Migrationsverket: "Es ist Frankreichs Aufgabe, sich um sie zu kümmern."

Die Pflegeeltern, etliche schwedische Staatsbürger und auch viele Politiker sind empört über diese Entscheidung. Es wurde bereits Klage eingereicht, da diese Entscheidung gegen Artikel 2 der Kinderrechtskonvention verstößt. Da diese Kinderrechte aber noch nicht in das schwedische Gesetz aufgenommen wurden, macht es die ganze Sache etwas schwieriger.

Bei einer privaten Initiative gegen die Abschiebung Haddiles wurden bereits über 30.000 Unterschriften gesammelt. Auch das schwedische Königshaus engagiert sich in diesem Fall.

Liebe Haddile,

auch, wenn du es nicht lesen kannst:

Ich hoffe, das Migrationsverket hat noch einmal Einsicht und revidiert seine Entscheidung. Es kann nicht sein, dass du als unschuldiges Kind, Opfer einer politischen Entscheidung wirst. Deine Pflegeeltern, Schweden und viele andere Menschen stehen hinter dir und hoffen, dass auch du das Glück haben darfst, in wohlbehüteten Verhältnissen aufzuwachsen. 

Jag håller tummarna för dig!

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